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Mittwoch, 4. Dezember 2013

Vom Ankommen die 2te

Ich laufe an den gläsernen Wänden des Essensaals vorbei und überlege kurz einfach nach links Richtung Treppenhaus abzubiegen.

Ich habe Angst da rein zu gehen, habe Angst, was die anderen wohl über mich denken könnten, habe Angst was falsches zu sagen. Genauer gesagt habe ich Angst vor allem.

Langsam gehe ich auf die Tür zu, atme tief durch und trete in den Essenraum. Es ist voll, und laut. Viele Mitpatienten sitzen schon beim Essen und ich entschliesse mich zum mutig sein, hebe die Hand, winke in die Runde und stelle mich vor.

Ich merke die Blicke der anderen in meinem Rücken und stelle mich bei der Essensausgabe an.

Es folgen ein paar lockere,oberflächliche Sätze mit meinen Tischnachbarn. Es geht, es ist nicht so schlimm wie ich befürchtet hatte.

Die Leute sind nett und wenn ich mir vor Augen halte, dass jeder einzelne wegen seinen Problemen hier ist, nimmt auch die Angst ab, zumindest ein klitzekleines bisschen.

Nach dem Mittagessen habe ich noch eine Weile Zeit bis zum Erstgespräch mit meiner Therapeutin.Ich bin nervös und fange, um Anspannung loszuwerden, an meine Sachen auszupacken und dann setze ich mich hin, um ein paar Sätze zu schreiben.

Es gibt hier nur zwei Bett Zimmer, was ich nicht ideal, aber doch okay finde. Man ist schließlich nicht in einem Sternehotel, sondern in einem Krankenhaus.

Mit einer tollen Zimmernachbarin kann es ja auch sehr nett werden, versuche ich mich auf den Optimismus zu besinnen.

Später holt mich meine Therapeutin von Station ab.
Der erste Eindruck ist sehr gut, sie sieht freundlich aus, und hat eine angenehme, ruhige Art, sie ist sehr jung, bestimmt noch jünger als ich, aber das muss ja nichts heißen.

Im "Kennenlern-Gespräch" gehen wir eigentlich vorwiegend nocheinmal die Sachen aus dem Vorgespräch durch, sprich meine Krankengeschichte und vorallem auch die derzeitigen Symptome.

Sie fragt mich noch was für Ziele und Vorstellungen ich für den Aufenthalt habe und ich sprudel mit meinen Zielen übers Ziel hinaus. Sovieles ist in diesen Wochen natürlich nicht möglich und manche Themen ( zB Selbstwert ) werden in der Behandlung auch mehr Zeit beanspruchen.

Am Ende des Gesprächs gibt sie mir noch einen ganzen Stapel an Fragebögen und einen Zettel mit den nächsten Terminen für die Einzelgespräche mit.

Die Fragebögen soll ich möglichst bis zum nächsten Gespräch ausfüllen, die Auswertung wird etwas über die Symptomatik und auch über die Diagnosen aussagen.

Ich bin gespannt und so habe ich wenigstens eine Aufgabe.

Ich fühle mich etwas verlassen auf Station, aber das ist meist so bis man die anderen Patienten ein wenig kennenlernt, alles ist neu und fremd.
Und die Symptome die mich zuhause schon seit Monaten begleitet haben kommen mir gerade stärker vor.

Nach dem Gespräch mit meiner Therapeutin muss ich ein bisschen an die frische Luft, meine Anspannung ist noch nicht gesunken, und ich habe einen starken Bewegungsdrang.

Auf dem Klinikgelände gibt es einen Sportplatz und so beginne ich erstmal zu laufen. Runde für Runde auf der Aschenbahn merke ich nach ca einer dreiviertel Stunde, dass die Anspannung langsam sinkt.

Gerade genug, um mich wieder hoch auf die Station zu trauen und mich den ersten Gesprächen mit den Mitpatienten zu stellen, die sich als echt nett entpuppen und viele sind auch hilfsbereit, zeigen mir die Station, wo ich Nachrichten und Wochenpläne finde und mit jeder kleinen Information mehr beginnt sich auch bei mir ein kleines bisschen mehr Sicherheit einzustellen.

Abends im Bett bin ich extrem müde und wache nur zweimal auf. So eine "gute" Nacht hatte ich lange nicht mehr. Ohne Albträume und ohne Angst.

Und ich hoffe, ich hoffe so sehr, dass das ein gutes Zeichen ist...

krankeschwester

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